Architektur / Design

Farben der Architektur. Die Domaine de Boisbuchet zu Gast

Gewerbemuseum Winterthur, Winterthur

Die Designinstitution präsentiert einen einzigartigen Blick auf die Vielfalt architektonischer Farbgebung – von den Lascaux-Höhlen über die internationale Moderne bis zu neusten Entwürfen.

Die Designinstitution Domaine de Boisbuchet präsentiert in «Farben der Architektur» einen einzigartigen Blick auf die vielfältige Ausgestaltung architektonischer Farbgebung. Ausgehend vom Einfluss lokaler Gesteine und Pigmente auf regionale Bautraditionen führt sie weiter zu prägenden, internationalen Architekturkonzepten der 1920er-/ 1930er-Jahre über deren Nachhall bis hin zu neuesten Gestaltungsansätzen. Die Domaine de Boisbuchet ist ein bedeutendes Designzentrum mit einer herausragenden Sammlung und Bibliothek und gleichzeitig ein internationales Forschungslabor für Design und Architektur. Auf dem grosszügigen Landgut im Südwesten Frankreichs finden seit 35 Jahren Workshops, Ausstellungen und Veranstaltungen statt.

Farben haben in der Architektur seit jeher eine grosse Aussagekraft. Gerade in Zeiten des Umbruchs mit sich wandelnden Konzepten und Trends wird deutlich, dass wir sie als Signale wahrnehmen, aufgeladen mit Emotionen und Individualität. Identität und Bedeutung unserer Architektur spiegeln sich unweigerlich in ihren Farben und Materialien.

Die Domaine de Boisbuchet, initiiert von Alexander von Vegesack, ehemaliger Direktor des Vitra Design Museums, beschäftigt sich seit rund 35 Jahren mit Themen dieser Art und geniesst in der internationalen Designszene einen hervorragenden Ruf. Das Gewerbemuseum Winterthur teilt mit der französischen Institution das gemeinsame Interesse an grundlegenden Fragen der Gestaltung, etwa zu sozialen und ökologischen Aufgaben, zur Materialkunde oder zu Designschwerpunkten sowie sich wandelnde Anforderungen an Designschaffende im Verlauf der Zeit. Das Museum gibt nun der Domaine de Boisbuchet eine Plattform.

DIE DOMAINE DE BOISBUCHET ZU GAST IM GEWERBEMUSEUM WINTERTHUR
In «Farben der Architektur» präsentiert die Domaine de Boisbuchet ihren Blick auf das breite Spektrum der regionalen Farbgebung, die von lokalen Gesteinen und Pigmenten beeinflusst ist. Im Weiteren zeigt die Schau prägende, internationale Architekturkonzepte der 1920er-/1930er-Jahre von Le Corbusier oder Alvar Aalto und deren Nachhall ebenso wie Beispiele aus der neuesten Architektur und dem zeitgenössischen Design. Zudem werden Resultate aus interdisziplinären Sommerworkshops oder Residencies von internationalen Designschaffenden vorgestellt.

Die von Mathias Schwartz-Clauss, Direktor Domaine de Boisbuchet, zusammen mit Guillermo Gil Fernández, Projektkoordinator / Leiter Research Domaine de Boisbuchet, konzi-pierte Schau widmet sich den vielen Facetten, die Farbe bei der Gestaltung der gebauten Umwelt spielt. Sie führt von den Anfängen der bemalten Höhlenwände von Lascaux bis zu globalen Farb- und Lichtkonzepten der gegenwärtigen Baukultur. Der forschende Blick richtet sich auf verschiedene Themen wie beispielsweise die traditionelle Baukultur und lokale Materialien im französischen Département Charente sowie auf deren Einfluss auf die Farbigkeit der Gebäude der Region. Dabei werden der kulturelle und technische Wandel in Handwerk und Industrie, sich verändernde Gestaltungssprachen und -tendenzen sowie die Entste-hung neuer Bautypen und -formen der letzten hundert Jahre beleuchtet.

Zahlreiche Beispiele aus der Region von Boisbuchet zeigen eine überraschende Vielfalt in der Farbpalette lokaler Architektur. Neben Werken zeitgenössischer Design-, Architektur- und Kunstschaffenden wie den Designer:innen Cécile Vignau und Nathanaël Abeille, den Glasmaler:innen Philippe Riffaud und Françoise Théallier, dem Künstler Kevin Todd, der Architektin Marie-Pierre Servantie und der Farbgestalterin Barbara Schwärzler zeigt die Schau auch herausragende Designikonen aus Alexander von Vegesacks Sammlung – Charlotte Perriand, Jean Prouvé, Gerrit Rietveld u. a. – sowie Leihgaben regionaler Institutionen wie der DRAC, dem CAUE Charente, der Stadt Royan und der ENSAD Limoges.

Die etwa 45 Objekte werden von mehr als 90 Fotografien, einige davon in Grossformat, sowie von Veröffentlichungen aus dem Archiv der Domaine de Boisbuchet begleitet.

ALEXANDER VON VEGESACK: DER INITIATOR VON BOISBUCHET
Die Domaine de Boisbuchet war der Traum des Designliebhabers und -experten Alexander von Vegesack, dem Gründungsdirektor des Vitra Design Museums (1989–2010). In Boisbuchet hat er einen Ort geschaffen, der Design aber auch Forschung und Bildung zusammenbringt. Ende der 1980er-Jahre erwarb er die 150 Hektar grosse Domaine mit dem historischen Schloss und mehreren Dienstgebäuden. Seither hat sich die Institution zu einem bedeutenden Treffpunkt unterschiedlichster internationaler Protagonist:innen aus Design und Architektur entwickelt. Erweitert durch vielfältige Bauten und experimentell entstandene Pavillons ist das Areal zu einem Architekturpark angewachsen, der für Workshops, Veranstaltungen und Ausstellungen oder schlicht als Unterkunft Raum bietet.

Jedes Jahr werden für die Sommerworkshops Architekt:innen und Designer:innen aus der ganzen Welt eingeladen, um jeweils einwöchige Workshops auf dem Campus durchzuführen. In dieser Zeit wird die Domaine de Boisbuchet zu einer grossen Openair-Werkstatt, wo Design und Architektur in einem dezidiert ländlichen Rahmen erprobt und erforscht werden. Die Teilnehmenden erhalten Einblicke in Prozesse und Techniken renommierter Gestalter:innen und die Möglichkeit, sich mit gleichgesinnten Fachleuten auszutauschen.

AUSSTELLUNGSSTATIONEN
AM ANFANG WAR DIE FARBE
Etwa 120 km südöstlich von Boisbuchet liegt die weltberühmte Höhle von Lascaux – wegen ihrer Malereien oft als die Sixtinische Kapelle der Steinzeit bezeichnet. Obgleich steinzeitliche Höhlen nicht als Architektur gelten, zeugen sie von den ältesten Überresten menschlicher Besiedlung. Durch die Verwendung natürlicher Pigmente wie Ocker, Holzkohle und Hämatit stand in der Frühzeit eine vielfältige Farbpalette zur Verfügung.

FARBE IST LICHT
Licht – natürliches wie künstliches – ist für die Architektur von zentraler Bedeutung. Die wechselnden Tages- und Jahreszeiten verändern die Erscheinung von Gebäuden und Räumen ständig, nicht nur in Hell-Dunkel-Werten, sondern auch in der Farbigkeit. Denn Farben entstehen erst in unserer Wahrnehmung des Lichts, das auf Material trifft.

FARBE UND MATERIAL
Die architektonische Materialvielfalt der Nouvelle-Aquitaine, in der sich die Domaine de Boisbuchet befindet, spiegelt die verschiedenen geologischen Formationen und das reiche kulturelle Erbe der Region wider. Das Zusammenspiel von Farben traditioneller und moderner Materialien schafft eine dynamische und sich entwickelnde Landschaft. Das nahe Boisbuchet gelegene Städtchen Confolens dient als aufschlussreiche Fallstudie für die Erforschung von Architektur und Farbe.

FASSADEN ALS BOTSCHAFT
Farben wecken Assoziationen und senden Signale, und die Wände von Gebäuden sprechen Bände, sofern wir sie zu lesen wissen. Manchmal wird uns die Mitteilung geradezu entgegengeschleudert und Architektur wird dadurch zur Werbefläche.

INTERPRETATIONEN VON MODERNITÄT
Farben zeugen häufig, v. a. seit der industriellen Revolution, von bedeutenden Umwälzun¬gen im Bauwesen. Bis Anfang 20. Jh. waren dies der Historismus und der Jugendstil. Es folgten die Konzepte des niederländischen De Stijl und des deutschen Bauhauses, daran anknüpfend der Internationale Stil nach dem 2. Weltkrieg bis zur Kritik der Postmoderne.

REPRÄSENTIEREN UND ZELEBRIEREN
Werden Farben in der Architektur bewusst eingesetzt, dienen sie oft der Dekoration, charakterisieren aber auch den sozialen Status oder verweisen auf die Bedeutung von Orten und Anlässen. Dabei kündigen sich Veränderungen schon früh in den Stimmungen neuer Farbpaletten an.

FUNKLTIONALE FARBEN
Farben können Menschen durch komplexe Bereiche leiten, Nutzungszonen kennzeichnen und die Sicherheit eines Gebäudes erhöhen. Darüber hinaus kann Farbe das psychologische und emotionale Wohlbefinden des Einzelnen nachhaltig beeinflussen.

LEARNING BY DOING
Designer:innen reagieren auf den raschen Wandel in Technologie, Gesellschaft und Umwelt mit interdisziplinärer Forschung, sozialen Programmen und der Wertschätzung natürlicher Ressourcen. Das zeigt sich auch in der innovativen Arbeit auf der Domaine de Boisbuchet, wo Studierende und Forschende die vielfältige Anwendung von Farbe erkunden.

MIT WERKEN UND PROJEKTEN VON
Alvar Aalto, FI / Nathanaël Abeille, FR / Ateliers Vitrail Saint-Joseph, FR / Shigeru Ban, JP / Fernando & Humberto Campana, BR / Samael Covarrubias, MX / Coop Himmelb(l)au, AT / Mathieu Matégot, HU/FR / Serge Mouille, FR / Pierre Marmouget und Édouard Pinet, FR / Charlotte Perriand, FR / Jean Prouvé, FR / Gerrit Rietveld, NL / Barbara Schwärzler, CH / Maurice Senusson, FR / Bruno Taut, DE / Kevin Todd, AU / Cécile Vignau (et al.), FR / Schüler:innen des Lycée Champlain de Royan, FR / Studierende der ENSAD Limoges, FR

Sowie zahlreichen fotografisch dokumentierten Projekten von weiteren renommierten Designer:innen und Architekt:innen.

KOOPERATION
«Farben der Architektur. Die Domaine de Boisbuchet zu Gast» ist eine Ausstellung der Domaine de Boisbuchet in Zusammenarbeit mit dem Gewerbemuseum Winterthur.

Datum

Bis  15.3.2026  
jeweils Di, Mi, Fr, Sa, So   10:00 - 17:00 Uhr
jeweils Do   10:00 - 20:00 Uhr

Preis

CHF 12.00 / 8.00

Adresse

Gewerbemuseum Winterthur
Kirchplatz 14
8400 Winterthur

Kontakt

Gewerbemuseum Winterthur
Kirchplatz 14
8400 Winterthur
gewerbemuseum@win.ch
+41 52 267 51 36

Kategorie

  • Architektur / Design

Art der Ausstellung

  • Sonderausstellung

Webcode

www.myfarm.ch/1JDhtF