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Videoex Festival / Scotland Special: Margaret Tait: «The cinema I care about is at the level of poetry»

Kunstraum Walcheturm, Zürich

Zehn Filme in zwei Programmen der Pionierin des Poetischen Experimentalfilms, kuratiert von der Filmemacherin Ute Aurand

Zehn Filme zwischen 1951 und 1998, ausgewählt und vorgestellt von Ute Aurand.

Auf Einladung von Videoex kuratiert Ute Aurand, selbst Pionierin einer von Frauen geprägten Experimentalfilmbewegung im Westdeutschland der 1980er-Jahre, zwei Programme mit Filmen der Schottin Margaret Tait (1918–1999), einer der Pionierinnen des Poetischen Experimentalfilms in Europa.

«Meine Filme entstehen aus reiner Verwunderung und Erstaunen darüber, wie viel man an jedem Ort sehen kann, wenn man nur wirklich hinschaut.» – Margaret Tait  

Es war im Sommer 1993, als ich zum ersten Mal Filme von Margaret Tait sah: nicht im Kino, sondern an einem 16-mm-Schneidetisch mitten im Büro der Filmmakers Coop in London. Der Raum war viel zu hell, das Bild war klein, aber ich war inspiriert und tief berührt von etwas, das ich immer noch schwer in Worte fassen kann. Bis heute frage ich mich, was ist es, was Margaret Taits Filme so besonders macht und was ich an ihnen so sehr schätze. Ihre Filme sind zeitlos und sprechen direkt zu unserem Inneren. Sie sind schlicht und klar und zugleich komplex. Ihre Bilder sind einfach, nichts Besonderes, ihre Kamerabewegungen motiviert von einem inneren Impuls, oft überraschend, genauso wie ihre Art zu schneiden. Wenn wir ihre Filme sehen, bleibt etwas unerklärlich, im Geheimen, und trotzdem versteckt sie nichts. Tait sagte: «The cinema I care about is at the level of poetry.» Vielleicht erklärt das am besten, warum ihre Filme sich einer Erklärung entziehen.

1994 organisierte ich die erste Werkschau ihrer Filme in Berlin und mehreren Kinos in Deutschland. Und weil ich alle ihre Filme sehen wollte – es waren nur einzelne im Verleih – besuchte ich Tait im Sommer 1995 auf Orkney, wo sie lebte und arbeitete. Wir sassen in ihrem Wohnzimmer und sie projizierte ihre 16mm-Filme in einen leeren Bilderrahmen. Eigentlich wollte Tait Spielfilme machen, nachdem sie 1951 in Rom Film studiert hatte und nach Schottland zurückgekehrt war. Aber erst mit 73 Jahren konnte sie ihren ersten und einzigen abendfüllenden SpielfilmBlue Black Permanent, produziert vom BFI, realisieren. Oft denke ich, zum Glück wurden ihre Spielfilmwünsche nicht finanziert – sonst gäbe es ihre wunderbaren eigenwilligen kürzeren Filme nicht, die ihr heute einen so wichtigen Platz im Kanon des poetischen Films geben.

Für die zwei Programme bei Videoex habe ich zehn kürzere Filme von Margaret Tait ausgewählt: Wir beginnen mit einem ihrer ersten FilmePortrait of Gavon 1952 und enden mit ihrem letzten FilmGarden Piecesvon 1998. Umrahmt werden die beiden Programme von meinem eigenen KurzfilmGlimpses from a Visit to Orkney in Summer 1995,den ich bei meinem Besuch 1995 auf Orkney gefilmt, aber erst 2020 fürMargaret Tait 100,organisiert von Sarah Neely, geschnitten habe.

Ute Aurand

(Dieser Text ist erschienen aus Anlass des ProgrammsFilms by and about Margaret Taitam Harvard Film Archive im April 2024 und wurde für Videoex erweitert.)

Ute Aurand, geboren 1957 in Frankfurt, […] gehörte in den 1980er-Jahren zu einer neuen, stark von Frauen geprägten Experimentalfilmbewegung in Berlin und Westdeutschland. Damals setzten die Filme vieler dffb-Studentinnen wie Ilona Baltrusch, Rosi S.M., Bärbel Freund, Ulrike Pfeiffer, Maria Lang und Sibylle Tiedemann neue ästhetische Impulse. Charakteristisch für ihre/deren Filme ist eine von den bildenden Künsten geprägte, visuelle Experimentierfreude. Neben ihrer eigenen Filmarbeit mit über 40 international gezeigten 16mm-Filmen begann Ute Aurand 1990 Filmprogramme zu kuratieren – wie den monatlichen Filmarbeiterinnen-Abend (1990–1996) und die ReiheSie zum Beispiel(1995–1996), die ausschliesslich Filmemacherinnen gewidmet waren. (Deutsche Kinemathek)

Mitwirkende und Zusatzinformationen:

Margaret Tait, Ute Aurand

Datum

24.5.2025   19:30 Uhr
25.5.2025   17:45 Uhr

Adresse

Kunstraum Walcheturm
Kanonengasse 20
8004 Zürich

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Kategorie

  • Filmfestival
  • Poetry Slam / Vortragskunst
  • Video

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